Bei der systemischen Beratung geht es in erster Linie um die Stärkung der Ressourcen und Kompetenzen der zu beratenden Organisation. Ziel ist es, nachhaltige Lösungen im Unternehmen zu etalieren – unter Einbeziehung der MitarbeiterInnen und der Fähigkeiten zum lösungsorientierten Lernen. Die systemische Beratung ist überwiegend prozessorientiert.
Inhalt
Systemische Beratung: Methoden und Einführung
In der systemischen Beratung werden Organisationen als soziale Systeme betrachtet und der gesamte Beratungsprozess reflektiert. Dieser Ansatz hilft die vielfältigen Wechselwirkungen und Abhängigkeiten in Organisationen zu verstehen, die dadurch entstehen, dass Menschen in Teams arbeiten und direkt miteinander agieren. Diese Zusammenhänge werden durch den systemischen Organisationsberatungsansatz transparent gemacht. Dies wiederum schafft die Möglichkeit zur Reflexion und zum lösungsorientierten Lernen.
Eine wichtige Aufgabe des Beraters ist es dabei, mit einer möglichst präzisen Auftragsklärung herauszufinden, was der Klient (erreichen) möchte. Danach beginnt die Suche nach den Techniken, die „funktionieren“.
„Für den Berater bedeutet dies, das er im Kontakt mit dem Klientensystem gewissermaßen verschiedene „Versuchsballons“ steigen lassen muss und beobachten kann, auf welche von ihm gegeben „Inputs“ das System funktioniert.“
(Barthelmess 2001, S.30)
Nur eine lernende Organisation, in der die MitarbeiterInnen durch entsprechende Prozessberatung in die Lage versetzt werden, eigene Lösungen zu entwickeln, hat die besten Voraussetzungen für eine gesunde Unternehmenskultur, in der Veränderungen langfristig erfolgreich umgesetzt werden können.
Einsatzmöglichkeiten der Systemischen Beratung für Organisationen:
- Verankerung einer Vision
- Umsetzung einer neuen Unternehmensstrategie
- Kostensenkungsprogramme
- Reorganisation und Umstrukturierung
- Fusion bzw. Übernahmen
- Optimierung von Prozessen
- Kultureller Wandel
- Einführung von neuen Arbeitsweisen (z.B.: New Work, Agil)
Je nach den Bedürfnissen der Organisation sowie der Persönlichkeit der KlientInnen kann in der Systemischen Beratung ein Methoden-Mix eingesetzt werden, um Lösungen zu erarbeiten. Nachfolgend werden traditionelle und auch neue Methoden in der Systemischen Beratung vorgestellt. Zu den eher traditionellen Methoden gehören beispielsweise die systemischen Fragen, die Metaphernarbeit oder die Aufstellungsarbeit.
1. Systemische Beratung: Methoden der Systemischen Fragen und Fragetechniken
Folgend ein kleiner Auszug aus Fragestellungen, die typischerweise in Systemischen Beratungen und Coachings eingesetzt werden.
Zirkuläre Fragen
Diese Methode hat den Ursprung in der modernen Psychologie und dient der Erschaffung neuer Perspektiven. Ziel ist es, dass der Befragte neue Perspektiven einnimmt und so neue Erkenntnisse erlangt. Wichtig ist hierbei das der Berater bzw. die Beraterin die Kompetenz „die richtigen Fragen zu stellen“ aufweist, um bei seinem Gesprächspartner auch diesen Perspektivenwechseln anzuregen.
Skalierungsfragen
Diese Fragetechnik wird verwendet, um subjektive Empfindungen (Zufriedenheit, Motivation, Eindrücke,…) messbar darzustellen. Idealerweise werden diese Fragen über einen längeren Zeitraum immer wieder gestellt. Die Vorteile dieser Fragetechnik sind:
- Veränderungen können veranschaulicht werden
- Einblicke in die „Gefühlswelt”, ohne dass die Kunden konkrete Aussagen treffen müssen
- Selbstreflexion wird angeregt
Reframing
Ähnlich wie bei Zirkulären Fragen wird diese Methode in der Systemischen Beratung angewendet, um die Sichtweise der KlientInnen auf ein bestimmtes Problem, ein Ereignis oder ein Person zu verändert. Reframing basiert auf der Annahme, dass sich die Chancen auf alternative, akzeptable Lösungen für Probleme erhöhen, wenn Personen in der Lage sind, eine Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
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2. Systemische Beratung Methoden: Aufstellungsarbeit
Aufstellungsarbeit oder „Aufstellung“ ist ein Sammelbegriff für Methoden, bei denen die Mitglieder eines Systems (Familie, Organisation, Unternehmen) einzeln positioniert (= aufgestellt) und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Die Systemischen Aufstellung ist eine bewährte Methode, um Menschen zu mehr Klarheit innerhalb ihrer Beziehungskonstellationen zu verhelfen. Dabei werden Dynamiken und Beziehungen innerhalb eines Systems, in dem Konflikte vorhanden sind beleuchtet, um belastende Erinnerungen aus dem Unterbewusstsein zu befreien.
Negative Gefühle können aufgelöst werden und innere Zufriedenheit stellt sich ein. Innerhalb eines Aufstellungsprozesses zu einer von der Klientin oder dem Klienten festgelegten Thematik kann das Gefühl von Distanz entstehen, das es den Betroffenen erlaubt, den Konfliktbereich von außen zu betrachten. Sie bekommen die Möglichkeit, anders auf die gestellten Sachverhalte zu reagieren und somit völlig neue Lösungsansätze zu entwickeln. Durch den Perspektivwechsel hat die Methode folglich das Ziel, mögliches Konfliktpotential und Blockaden zu lösen sowie vorhandene Ressourcen der einzelnen Personen aufzuzeigen. Menschen lernen demnach auch ihr eigenes Wirkungspotenzial besser kennen.
3. Systemische Beratung Methoden: Metaphernarbeit
Die Arbeit mit Metaphern ist besonders dann sinnvoll, wenn es Dinge gibt, die sich nicht einfach ansprechen lassen. Aber auch dann, wenn z.B. ein Team Gefahr läuft, den Fokus auf die gemeinsame Zielerreichung zu verlieren. Ein einfaches Bild kann dann zu frischem Schub und neuen Lösungsimpulsen verhelfen.
Der Sinn einer aktiven Beratungsarbeit mit Sprachbildern und Metaphern liegt darin, dass hierdurch eine andere Sprach- und damit auch Sichtweise auf Probleme und Lösungen eingeführt wird. Etwas wird anders beschrieben, betrachtet und auch erlebt als vorher. Die aktive Verwendung von Sprachbildern und Metaphern ist so gesehen eine Form “zirkulären Fragens” (siehe Systemische Fragen weiter oben im Artikel), da sie zwar nicht die Sichtweisen anderer Personen auf Probleme und Lösungen einbezieht, wohl aber die Interpretationsbereiche verschiedener Hirnareale miteinander in Beziehung setzt.
4. Systemische Beratung Methoden: Soziogramme
Ein Soziogramm veranschaulicht die Beziehungen zwischen Personen. Der Einzelne kann sich dadurch über seine Position innerhalb einer Gruppe klarer werden. Eine Gruppe kann mithilfe eines Soziogramms Stärken und Schwächen herausarbeiten, um für eine bessere Atmosphäre in der Gruppe Schlussfolgerungen zu ziehen. Ein häufiges Anwendungsgebiet stellt die Analyse der Beziehungen zwischen Abteilungen und den Individuen in einem Unternehmen dar, um beispielsweise Arbeitsabläufe zu optimieren.
Um sein eigenes Soziogramm zu zeichnen, schreibt man seinen Namen oder das Wort „ICH“ in die Mitte eines Blattes. Anschließend werden die Namen der Personen, mit denen man innerhalb einer Gruppe
(z. B. Team, Abteilung) zu tun hat, um die eigene Person herum angeordnet. Dabei gibt der Ort, an dem der Name der Bezugsperson notiert wurde, an, wie man zu dieser Person steht. Er zeigt also Nähe oder Distanz.
Es ist auch möglich, durch Farbunterschiede, durch kräftige oder schwache Verbindungslinien oder auch durch bestimmte Symbole die Beziehung zu beschreiben oder zu charakterisieren.
Neue Methode in der Systemischen Beratung: TalentCoach
Neue Methoden im Bereich der Systemischen Beratung vereinen häufig die oben dargestellten Methodiken und ermöglichen außerdem ein teilweise autonomes Arbeiten. TalentCoach ist eine moderne und innovative Methode, um Systemische Beratungen zu erweitern und Kunden zu begeistern. Die KlientInnen erhalten Zugang zu dieser Webapplikation und können unter Anleitung des/der Berater/in über die eigenen Stärken in den Bereichen Werte, Fähigkeiten und Charakter reflektieren. Anschließend wird Feedback aus dem Umfeld (KollegInnen, Familie, Freunde,…) eingeholt und graphisch den Ergebnissen aus der Selbstreflexion gegenübergestellt. So bekommen die Personen selbst – aber auch die BeraterInnen – Einblicke in die Aufstellung von Teams oder ganzen Organisationen.
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